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Ex-DDR-Nationalspieler ist in Soest und Bad Sassendorf heimisch geworden

2022 purpsSoest/Bad Sassendorf – Aus Wittenberg nach Leipzig, aus Leipzig nach Paderborn, dann weiter nach Soest. Aus der ehemaligen DDR nach Nordrhein-Westfalen. Vom Schwimmen und Fußball zum Volleyball, dann zum Wasserspringen und Synchronschwimmen. Inzwischen als Funktionär beim TuS Bad Sassendorf und dem Gemeindesportverband Bad Sassendorf aktiv. Peter Purps, ehemaliger Nationalspieler der „Deutschen Demokratischen Republik“ im Volleyball, hat eine Menge hinter sich in seinen alten – und natürlich noch vor sich in seinen neuen – Aufgabenbereichen.

Einen großen Teil des Lebens des 62-Jährigen hat dabei der Volleyball bestimmt. Seine sportliche Laufbahn begann allerdings in seinem Geburtsort Wittenberg als Schwimmer. „Erfolgreich“, sagt Purps, der aber dennoch zu einem ersten Ball wechselte: „Ich war durch und durch Fußballer. Mit 16 Jahren bin ich aber enorm gewachsen.“ So wurde er auf das Thema Volleyball angesprochen. „Erst war ich auf keinen Fall interessiert. Aber ich hatte schon da das Ziel Diplomsportlehrer. Wenn Volleyball, dann wollte ich auch einen Studienplatz garantiert haben“, schloss er einen Deal. So schmetterte er fortan im Leistungszentrum Wittenberg. „Mit der B-Jugend wurden wir DM-5.“, erinnert er sich zurück. Er fiel dem SC Leipzig auf und wechselte schon nach einem Jahr als Volleyballer zu einem Großverein. „Nach drei Monaten dort kam ich in die Jugend-Nationalmannschaft, mit 18 Jahren kam ich in die erste Mannschaft des SC“, erklärt er seinen schnellen Weg nach oben. „Da habe ich mit ehemaligen Weltmeistern gespielt und viel gelernt.“

1980 hätte für Peter Purps der sportliche Höhepunkt folgen sollen. „Wir waren für die Olympischen Spiele in Moskau qualifiziert.

Aber die DDR ließ uns nicht starten, weil wir keine Medaillenchance hatten“, blickt er zurück. Sonst seien Mannschaften mit ihm „nah dran an Medaillen“ gewesen, aber „für ganz oben hatten wir keine Chance“, sagt er nach seinen 27 Länderspielen.

Die Karriere im Nationalteam war schnell beendet. „Unsere Trainer in Leipzig gingen andere Wege als im DDR-System vorgesehen, mit anderem Training waren wir viel besser als die anderen Topclubs. Das war ein Dorn im Auge und zwei Trainer wurden entlassen. Ich habe mich mit den Trainern solidarisiert, da ich im Sportstudium das gelernt habe, was bei uns im Training umgesetzt wurde. Das gesamte Team stand dahinter und hat gestreikt, das war in der DDR einmalig. Sie konnten ja nicht die ganze Mannschaft feuern“, schildert Purps die Vorgänge. Mit dem Leistungssport schloss er anschließend ab, zum Glück durfte er aber sein Studium fortsetzen, das er nach fünf Jahren abschloss.

Schon in der inzwischen ehemaligen DDR war Peter Purps als Volleyballtrainer tätig. Nach der Wiedervereinigung wurde er aber wie alle hauptamtlichen Trainer der DDR entlassen. „Das war total enttäuschend nach erfolgreicher Arbeit. Ich hatte schon überlegt, wie viele andere Trainer nach Australien zu gehen.“ Die Fühler hatte er schon ausgestreckt, aber dann lernte er Armgard Steinbrück kennen und lieben, 1990 beim Verbandstag der deutschen Volleyball-Jugend in Stuttgart, wo er als Vertreter des neuen Verbands Sachsens war und sie für den Westdeutschen Volleyballverband, schilderte er.

„Damit ich in ihre Nähe komme, hat Armgard ein Probetraining beim VBC Paderborn organisiert“, muss Peter Purps schmunzeln, „da hatte ich schon acht Jahre mit dem Leistungssport aufgehört.“ Für eine Wohnung und eine Arbeitsstelle („im Nachhinein kann ich darüber nur lachen“) spielte der ehemalige Nationalspieler eine Saison in Paderborn in der 1. Bundesliga. „Als ich Armgard kennengelernt habe, habe ich das alte System und die Erfahrungen hinter mir gelassen. Das war schon ein großer Schritt, die Heimat zu verlassen und einen Neustart in der 1. Bundesliga zu machen“, blickt Purps zurück. Ein Jahr habe er sich dem Konkurrenzkampf gestellt, sich nur auf das Sportliche konzentriert. „Im Team und in der Bundesliga war das super-schwer. Aber ich habe mir einen Stammplatz erarbeitet und wir sind nicht abgestiegen.“ Schwer, aber erfolgreich.

Im Anschluss bekam er in Paderborn einen Zwei-Jahres-Vertrag auf den Tisch, aber da war schon Nachwuchs unterwegs, war der Umzug nach Soest zu Armgard Steinbrück vollzogen. So begann der ehemalige Nationalspieler beim Soester TV als Spielertrainer. „In einem Relegationsspiel hatte die Mannschaft den Klassenerhalt in der Verbandsliga geschafft. In diesem Spiel habe ich sie zum ersten Mal gesehen“, erinnert er sich. Nach „guten Jahren“ gelang sogar 1995 der Aufstieg in die Oberliga – da mit Purps aber nur noch als Spieler, habe doch Paul-Georg Brisken das Traineramt übernommen.

Denn zwischenzeitlich hatte der Diplomsportlehrer eine Stelle beim Deutschen Schwimm-Verband (DSV) bekommen. Als Leistungssportreferent war der ehemalige Schwimmer für Wasserspringer und Synchronschwimmer zuständig, hatte sich um Finanzen, Reiseorganisation, die Zusammenarbeit mit den Landesverbänden sowie den ganz administrativen Bereich und Schriftverkehr zu kümmern. „Der DSV hatte seinen Standort geändert, ging von München in die Mitte Deutschlands. Da hatte der Verband 1995 Kassel als zentralen Standort ausgemacht und während des Standortwechsels auch Personal gewechselt. Da war ich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Mein sportlicher Hintergrund war nicht der Schlechteste“, erklärt er. Denn von 1993 bis 1995 war er Leistungssportkoordinator in der Deutschen Volleyball-Jugend – „ehrenamtlich im Vorstand, gibt es hier doch im Gegensatz zur DDR sehr viel Ehrenamt im Sport“, sagt er. Die Stelle im DSV war gleichwohl dann hauptamtlich.

Seit Ende August ist Peter Purps beim DSV aus gesundheitlichen Gründen ausgeschieden. „Als Sassendorfs Bürgermeister Malte Dahlhoff davon erfuhr, hat er mich spontan angesprochen, ob ich nicht ehrenamtlich beim TuS Bad Sassendorf behilflich sein könnte“, schildert der 62-Jährige den weiteren Gang der Dinge. So ist er seit August Geschäftsführer beim TuS und wurde später auch Geschäftsführer beim Gemeindesportverband. „Damit bin ich richtig beim TuS und in der Gemeinde angekommen“, freut er sich. „Ich erlebe jetzt aus Sicht eines Ehrenamtlichen, wie man mit anderen Ehrenamtlichen respektvoll umgeht. Alle machen das hier aus dem Herzen heraus“, schildert er die Bemühungen, Kinder auszubilden, etwas für die Gesundheit und Geselligkeit zu tun, Charakter zu formen. „Die Gesellschaft muss dankbar sein für das, was die Sportvereine leisten. Was da gemacht wird, kann einfach nicht genug honoriert werden“, macht er aus seinem Herzen keine Mördergrube.

„Eigentlich bin ich schon zufrieden, wie sich alles entwickelt hat“, zieht Peter Purps ein Resümee nach seinem Wechsel in den Westen. „Ich bin mittlerweile eher der Westfale als der Ossi“, sagt er. „Beim STV habe ich zig Jahre auch Jugendliche betreut. Aus allen, die durch meine Hände gegangen sind, ist etwas geworden. Ich erinnere mich gerne an die Zeiten.“ Dabei sieht er sich selber als „fordernden und ehrgeizigen Trainer. Vielleicht habe ich die Leute auch mal getriezt, bin auch mal jemanden angegangen. Aber wir hatten immer ein gemeinsames Ziel: Auf dem Feld eine gute Leistung abzuliefern und gewinnen.“ Als Trainer verliere er nicht gerne, aber nach dem Spiel sei die Geselligkeit nicht zu kurz gekommen.

Beim TuS Bad Sassendorf ist Peter Purps inzwischen nur noch in der Hobby-Volleyballmannschaft aktiv. Beim VC Norderstedt, mit dem er mit alten Mitstreitern schon mehrfach Deutscher Meister bei den Senioren geworden ist, will er aber weiter angreifen. „Die vergangenen beiden Jahre ist die DM ausgefallen, aber die Mannschaft existiert noch. Wir sind bereits Hamburger Meister und für die Norddeutsche Meisterschaft qualifiziert. Da wollen wir uns wieder qualifizieren und Pfingsten bei der DM mitspielen“, blickt er nach vorne in der Hoffnung, dass bei Corona eine Austragung der Meisterschaft möglich sein wird. Die Reise geht weiter für Peter Purps – gemäß seinem Leitsatz: Wer rastet, der rostet!

 

Quelle: Soester Anzeiger, Text/Bild: Michael Rusche

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